Tag 015 – Fahrt durch 4 Staaten

SA, 11. April 2015 – Fahrt durch 4 Staaten

Spielfeld – Letenye

 

Es geht erst gegen 11 los, da es doch ein längerer Abend war. Dafür bin ich gleich in Slowenien, Grenzkontrollen gibt es keine. Eines meiner Tourenziele, Maribor/ Marburg an der Drau, ist ganz schön, das Zufallsziel Ptuj/ Pettau gefällt mir aber viel besser. Weiter geht es bis nach Ormož/ Friedau. Dort nehme ich die falsche Abbiegung, die direkt nach Kroatien führt und somit einen Umweg bedeutet.

 

 

Bevor ich etwas sage, fragen mich die Grenzer – 2 der 3 sprechen Deutsch – ob ich aus Deutschland oder Österreich komme. Sie sind übrigens nicht die einzigen. Hier, wie wohl überall auf der Welt, sind deutschsprachige Tourenradler wohl die Regel.

In Slowenien spreche ich die Leute mit „Dober dan!“ („Guten Tag“) an um gleich danach zu fragen, ob sie Deutsch sprechen. Dort und in Kroatien spricht fast jeder Deutsch. Von etwa 15 Personen, die ich heute anspreche, um sie vor allem nach dem Weg zu fragen, haben gerade mal 4 kein Deutsch gesprochen, dafür aber Englisch.

 

Was mir auffällt, sind die kleinen Kapellen, von denen bis zu drei in den kleinen Dörfern stehen. Ich sehe sie in der Steiermark, in Slowenien und Kroatien. Hierin scheinen die drei Gebiete also eine gemeinsame Wurzel zu haben.

Ich habe heute keinen bestimmten Zielort, aber eines möchte ich erreichen: meinen Fuß am gleichen Tag auf den Boden von vier Staaten zu setzen. Da ich spät gestartet bin und seit Ormož einen Umweg fahre, beschließe ich bei Einbrechen der Dunkelheit, diese längere Strecke einfach weiterzufahren. Anfangs fahre ich eine sehr gut beleuchtete Straße direkt neben der Bundesstraße, danach durch einige recht verlassene Dörfer. In einer Kneipe in Sveti Juraj u Trnju frage ich den Gastwirt – der auch der einzige Anwesende ist – nach dem Weg nach Ungarn. Er kennt ihn angeblich nicht, obwohl der gerade ums Eck liegt. Also fahre ich weiter zu einem Haus, wo ich vorher schon einige Kinder gesehen habe. Dort klopfe ich an die Tür und eines der drei kleinen Mädchen sagt, etwas erschrocken, „Tourist!“. Der ältere Bruder, ca 14, spricht sehr gut Englisch und erklärt mir den Weg: einfach der Hauptstraße folgen, durchs nächste Dorf, welches zugleich auch das letzte ist und dann an die Grenze. Die Beschreibung stimmt genau. An der Grenze wechsle ich in einem Restaurant noch Geld. Ich bin schon über einige Grenzen gekommen, aber ich habe noch nie erlebt, dass die Grenzer zweier Staaten – Kroatien und Ungarn – im selben Häuschen sitzen, nur durch eine Wand getrennt.

 

 

Hinter der Grenze gehe ich in Letenye noch in eine Bar, in der Billard gespielt wird. Einer der Männer erklärt mir den Weg zum Fußballplatz, dort gebe es wohl zwei überdachte Häuschen, in denen ich unterkommen könnte. Ich bleibe dann doch noch etwas und unterhalte mich mit einem der Männer (45) auf Deutsch – er hat mal in Dortmund gelebt – über meine Reise und Deutschland. Mit einem anderen ein wenig – durch Übersetzungshilfe – über Radtouren, er selbst ist früher auch viel gefahren. Auf die Idee, mir in der Nacht eine Unterkunft anzubieten – es wird wohl regnen – kommt keiner. Man darf an dieser Stelle nicht vergessen, dass wir hier immer noch in Europa sind.

Ich mache es mir dann aber nicht auf dem Sportplatz, sondern hinter der Tankstelle gemütlich. Bis es anfängt zu regnen, schlafe ich gerade mal eine halbe Stunde und muss mich auf die Suche nach einer weiteren Bleibe machen. Und nehme den Sportplatz. „Bis kurz vor die Tanke, dort links abbiegen und nach etwa einem Kilometer kommt er.“ Das war wohl ein Übersetzungs- bzw. Verständigungsfehler. Einen Kilometer nach der Kneipe war der Sportplatz, direkt an der Straße vor der Tanke. Allerdings kann man ihn bei Dunkelheit eher schlecht erkennen, da er von Bäumen umgeben ist. Deswegen fahre ich in die Straße links und denke, dass nach einem Kilometer schon was kommen wird. Tut es aber nicht. Dafür kommt auf dem Weg immer mehr Geröll und Matsch. Na ja, ein Sportplatz kann ja auch mal etwas außerhalb liegen. Wenigstens ist es nicht mehr so kalt wie noch vor einer Woche, schlafen kann ich- die zweite Runde – aber erst um 2:30.

 

 

Diese Seite wurde zuletzt aktualisiert am 07 Sep 2016 19:08:54

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